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Fressen

Die Grösse des Regenwurmbestandes hängt sehr stark vom Angebot an verwertbarem organischen Material wie Laub oder Ernterückstände ab. Bei ihrer Nahrung sind Regenwürmer durchaus wählerisch. So wird zum Beispiel ein weiches Pappelblatt einem harten und gerbsäurereichen Buchen- oder Eichenblatt klar vorgezogen.


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Pilze und Bakterien ersetzen Zähne
Zu ihrer Ernährung verwerten die Regenwürmer die Kohlenhydrate und Eiweisse der abgestorbenen Pflanzenreste und die darauf lebenden Mikroorganismen. Zudem werden Bakterien, Algen, Einzeller und Pilzfäden oberflächlich rund um die Wohnröhre abgeweidet oder beim Durchwühlen des Bodens mit der Erde aufgenommen und verdaut.
Damit die zahnlosen Regenwürmer das organische Material überhaupt fressen können, muss es vorgängig von Pilzen und Bakterien aufgeschlossen werden. Zu diesem Zweck werden Blätter und Ernterückstände in die Wohnröhre eingezogen und im obersten Bereich der Röhre kompostiert.
Die Würmer sind wahre Kompostiermeister: Sie kleben ihre Nahrung an die Wand der Röhre, überschichten sie mit Kot und bieten damit den vorverdauenden Mikroorganismen ideale Lebensbedingungen.

Beim Fressen von verrottetem, organischem Material werden auch grössere Mengen Mineralerde aufgenommen und mit den im Darm lebenden Mikroorganismen vermischt. Würmer fressen pro Tag bis zur Hälfte ihres Eigengewichtes.

Feinschmecker aber schlechte Futterverwerter
Die Regenwürmer haben ihre Ernährungsweise den Bedingungen ihres Lebensraumes angepasst. So bevorzugen Mineralboden bewohnende Arten abgestorbene Pflanzenwurzeln und bereits stark angerottetes organisches Material mit samt den darauf lebenden Mikroorganismen. Die Streubewohner ernähren sich meist vom Fallaub. Einige Arten haben sich spezialisiert auf Bodenalgen, Mist, Kompost oder morsches Holz. Frassversuche mit grossen, vertikalgrabenden Regenwürmern an verschiedenen Laubarten haben ergeben, dass stickstoffreiche und gerbsäurearme Blätter wie Schwarzerle, Esche oder Ulme bevorzugt werden. Andere Blattarten werden erst in einem fortgeschrittenen Abbaustadium gefressen. Ganz zu unterst auf dem Speisezettel steht die Nadelstreu. Charles Darwin (1881) attestierte den Regenwürmern einen gut entwickelten "sense of taste", zu deutsch Geschmackssinn.

Regenwürmer sind keine guten Futterverwerter, wird doch ein Grossteil der aufgenommenen organischen Substanz unverdaut wieder ausgeschieden. So frisst der bekannte Tauwurm (Lumbricus terrestris) pro Tag etwa sein halbes Eigengewicht an Nahrung. Der gut durchmischte und mit Nährstoffen angereicherte Kot ist in jedem Fall ein gefundenes Fressen für die anderen Bodenorganismen.